Wenn man seinen Spaziergang in das Naturschutzgebiet am Eingang am Reitstall beginnt, so lohnt es sich hier oft nach den Schwalben Ausschau zu halten. Vor allem Rauchschwalben sind hier meist zu sehen. Die Nester dieser Vögel werden von den Betreibern des Reitstalls geduldet, was heutzutage auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Die sich eng an den Menschen anschließenden Schwalben galten früher als Glücksbringer und z.B. in Tirol glaubte man (nach Gattiker: Die Vögel im Volksglauben. Aula Verlag, 1989): „Wer ein Schwalbennest zerstört jagt das Glück aus dem Haus“. Im Erzgebirge reimte man über die Schwalbe „Nimmst du mir mein Nestchen aus/Brenn ich dir aus das ganze Haus“.
Heute ist ein derartiger Aberglauben überwunden und vor einigen Jahren konnte man in Glücksburg Häuserbesitzer beobachten, die Schwalbennester am Haus entfernten, „Weil die ja so viel Dreck machen“.
Wenn man seine Schwalbenbeobachtungen fotografisch dokumentieren will, wird es bei fliegenden Schwalben oft etwas schwierig. Blitzartig werden Schleifen gezogen und man erwischt manchmal nur etwas weiter entfernte Vögel und zwar dann nur noch als Silhouetten, die aber auch ihren Reiz haben und meist die Unterscheidung zwischen Rauch- und Mehlschwalben gestatten. Mit etwas Ausdauer, zum Beispiel von oben von einer Brücke auf das Wasser hin fotografiert (unteres Bild) gelingt natürlich auch Besseres.
Silhouetten von Rauchschwalben (links) und Mehlschwalbe (rechts) im Twedter Feld.
Unten: Rauchschwalbe
An seiner Silhouette kann man oft auch schon den Grauschnäpper erkennen. Schnäpper sitzen oft „steif“ aufrecht. Der Grauschnäpper ist der größte Schnäpper hier bei uns und oft sind seine Scheitelfedern leicht gesträubt, wenn man ihn auf seinen oft offenen Sitzwarten sitzen sieht. Er ist auch ein Sommervogel, der uns meist noch früher verlässt als die Schwalben.
Man findet eventuell deswegen nicht so selten Grauschnäpper im Twedter Feld, weil sie (nach dem „Handbuch der Vögel Mitteleuropas“, Aula Verlag) Brutvögel von Saumbiotopen in Mischgebieten aus Siedlung, offener Landschaft und Wald sind. Solche Biotope finden sich im Twedter Feld. Junge Grauschnäpper, die meist mit einem Alter von knapp einem Monat selbst jagen können, betteln aber manchmal noch wenn sie doppelt so alt sind ihre Eltern an und werden gefüttert. Sie bleiben im Gegensatz zu Standvögeln wie den Meisen lange im elterlichen Revier, was neben dem Gefüttertwerden auch den Vorteil hat, dass sie das Jagen in einer vertrauten Umgebung erlernen. Alte Grauschnäpper ziehen oft schon im August ab, die Jungvögel häufig erst 2 – 3 Wochen später. In Finnland (Handbuch der Vögel Mitteleuropas) hat man festgestellt, dass die Grauschnäpper 3 Monate dort in ihrem Brutrevier bleiben, 4 Monate sind sie in ihrem Winterquartier in Südafrika und 5 Monate unterwegs.
Junger Grauschnäpper in der Nähe des Twedter Feldes
Auch Türkentauben, Bluthänflinge und Goldammern zieht der Reitstall jetzt an und man kann sie dort oft sehen oder hören.
Am Wegrand blühen Disteln, vor allem Acker-Kratzdisteln und daneben auch Kletten. Distelblüten haben eine lange Kronröhre, in die vor allem die Schmetterlinge mit ihren langen Rüsseln hineingelangen können und auch langrüsselige Hummeln. Der Rüssel von Hummeln kann über 2 cm lang sein, also etwa so lang wie sie selbst. Einen langen Rüssel hat zum Beispiel die Feldhummel. Auch bei der im Twedter Feld
Die abgebildete Hummel auf einer Distel habe ich für eine Ackerhummel, die ohnehin eine der häufigsten Hummelarten darstellt, gehalten. Sichere Bestimmung von Hummeln ist aber meist nur nach Töten der Tiere möglich, was ich nicht vornehmen möchte. Die Ackerhummel kann man am Vorhandensein von gelbroten Haaren sowohl auf der Brust als auch am hinteren Hinterleib kombiniert mit dunkelgrauem vorderen Hinterleib mit hellen Haaren an dessen Abschnittsgrenzen erkennen. Unter den Schmetterlingen findet man im Twedter Feld jetzt besonders zahlreich das Große Ochsenauge, den Braunen Waldvogel, das Landkärtchen und das Waldbrettspiel. Die Männchen des letztgenannten Falters besetzen Sitzwarten am Wegrand und liefern sich mit der vorbeifliegenden Konkurrenz kurze Luftkämpfe, um dann wieder auf ihre Sitzwarte zurückzukehren. Zwei Exemplare des Waldbrettspiels auf einer Klettenblüte Ende Juli im Twedter Feld zeigt das Bild.
Eine Nachtfalterraupe, die man im Twedter Feld (allerdings auch in Gärten) gelegentlich findet ist die des Mittleren Weinschwärmers (Deilephila elpenor).
Durch ihre großen Augenflecken ist sie recht auffällig. Den dazugehörigen Falter, der unter Umständen auch noch im August zu beobachten wäre, findet man seltener, weil er erst in der Dunkelheit fliegt. Die ausgewachsenen Raupen sind hingegen oft tagsüber aktiv.
Auch Schwebfliegen findet. man jetzt in zahlreichen Arten auf den Blüten am Wegrand. In Deutschland gibt es etwa 400 Arten, im Twedter Feld kann man mit wenig Mühe etwa 40 davon am Wegrand aufspüren. Eine besonders schöne Art ist Eristalis intricaria (oder intricarius) zu deutsch als Hummel-Keilfleckschwebfliege oder Pelzige Bienenschwebfliege bezeichnet. Ihr Hauptflugmonat ist der August. Die Larven entwickeln sich in Abwasser oder Jauche. Die ausgewachsenen Tiere, die sehr einer Hummel ähneln aber natürlich nicht stechen können, sieht man - dem Familiennamen Ehre machend in der Luft auf der Stelle schwebend - oder auf Blüten.
An den Trockenrasen vorbeigehend hört man die Rufe mehrerer verschiedener Heuschreckenarten. Die größte einheimische Heuschreckenart, das bis über 4 cm große Grüne Heupferd, ist im Twedter Feld oft gut zu beobachten. Von Mittag bis Mitternacht lässt es ab Ende Juli seinen Gesang erklingen. Während man jüngere Tiere am Boden findet, halten sich ältere Tiere zunehmend auf höheren Bäumen auf, aus deren Kronen man dann oft tagelang hintereinander vom selben Baum die Männchen wohl noch vernehmen, aber meist nicht sehen kann.
Einfacher ist die Beobachtung der im Twedter Feld häufigen Weinbergschnecken, die sich jetzt in einem oft stundenlangen Liebesspiel bei feuchter Witterung paaren, wobei sie sich einen Liebespfeil in die Sohlen bohren.
Nicht schwer ist es auch vor allem in den Morgen- oder Abendstunden Rehe und Damwild im Twedter Feld zu beobachten. Etwas mehr Glück muss man haben, wenn man hier einen Fuchs in den Abendstunden sehen will, was aber in Augustnächten doch häufiger gelingt. Recht regelmäßig kann man an Augustabenden auch Breitflügel-, Zwerg- und Mückenfledermaus im Twedter Feld beobachten zu deren Unterscheidung man allerdings einen heute schon recht preiswert zu habenden Fledermausdetektor benötigen würde.
Unter den Pilzen gelten die Saftlinge als besondere Schönheit. Das Bild zeigt im August 2009 den Mennigroten Saftling (Hygrocybe miniata)
Copyright Text und Bilder: Rainer Niss